Was können wir tun, wenn unser Baby abends weint ?
- Ingrid Haas
- 24. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Eine Frage per mail von einem neu geborenen Papa....
Ich hab lange überlegt, was man denn dazu noch sagen kann. Tipps wie Federwiege, Schnulli, Schuckeln, Babytrage, weißes Rauschen, Ablenkung, Musik, Ruhe, singen etc gibt es in Fülle und sie haben alle ihre Berechtigung und funktionieren bei manchen Kindern gut, bei anderen weniger gut. Viel wichtiger finde ich: Babys weinen, weil sie noch nicht sprechen können. Weinen ist ihr Ausdrucksmittel. Sie haben kaum andere Möglichkeiten, uns mitzuteilen, was sie beschäftigt. Viele Babys (bei vielen bis 3 Monate, bei anderen viel länger) sind abends unruhig und weinen. Sie finden nicht in den Schlaf, wollen gestillt werden, wollen Nähe, getragen werden, geschuckelt werden, Aufmerksamkeit. Sie wollen sich mitteilen, gehört werden, begleitet werden. Viele Eltern fragen sich, ob sie etwas "falsch" machen, etwas "übersehen" haben beim Kind, dass das Weinen nicht aufhört. Sie machen sich Sorgen. Selbstverständlich gehört alles Körperliche abgeklärt. Für mich ist jedoch eher die Frage: Was braucht es genau, dass das Weinen als Mitteilung verstanden und begleitet werden kann? Was genau löst das Weinen in den Eltern aus? Ist es Verunsicherung? Ist es Sorge, das Kind könnte Schmerzen haben oder dass etwas übersehen wurde? Ist es Wut, dass der Abend so "anstrengend" ist, wo man doch schon so viel gegeben hat? Ist es Angst, dass das niemals endet? Körperliche Erschöpfung, weil es auslaugt abends ein Baby zu haben, das die Nacht zum Tag macht? Erinnert das Weinen an eine schwierige Geburt oder das eigene empfundene Versagen während der Geburt oder Schicksalsschläge in der Schwangerschaft? Erinnert das Weinen an Situationen der Hilflosigkeit aus der eigenen Geschichte? Erinnert das Weinen vielleicht auch an Situationen, in denen Eltern selbst geweint haben, dafür getadelt und verurteilt wurden oder gar im Stich gelassen wurden mit ihrem Kummer? Möchten Eltern gern mitweinen, weil sie selbst traurig werden? Hier lohnt es sich hinzuschauen. Hinzuhören. Auf das Weinen des eigenen Babys und auf das, was das Weinen genau in den Eltern auslöst an Gefühlen und Gedanken. Das ist der erste Schritt. Nur Eltern, denen ihre eigenen Gefühle auf das Babyweinen bewusst sind, können einem weinenden Baby zuhören, da sein und so begleiten, dass sie in Verbindung mit dem Baby bleiben können.


